Mittwoch, 12. November 2014

Des Imkers größte Sorge

Die Varroa-Milbe bedroht ganze Bienenvölker, indem sie an der Brut der Insekten saugt und so Krankheiten überträgt. In einem Jahr mit warmem Winter wie in diesem sind die Bienen gut in die Saison gestartet. Aber eben auch die Milben.
Friedel Mirbach pustet Rauch in den Bienenstock, um seine Bienen zu beruhigen. Der Imker aus Bornheim bei Bonn kontrolliert ihn auf die Varroa-Milbe. Er zieht einen Holzrahmen heraus, in dem die Bienen lauter Waben für Drohnen, für die männlichen Bienen, angelegt haben. Mit einer Pinzette kratzt er den Wachsdeckel von eine Wabe.
"Ich ziehe jetzt einfach mal eine Puppe, und schaue, ob hier Varroen drauf sind."
Er zieht einen schneeweißen Wurm hervor. Kopf und Köper sind schon gut zu erkennen.
"Normalerweise würde die Varroa jetzt hier auf den Puppen sitzen, und das würde bei einem stark befallenen Volk nicht nur eine sein, sondern direkt drei, vier, fünf. Und dementsprechend hätten wir auch die Vermehrung im Bienenvolk. Wenn das auch schon so wäre, würde man aber auch schon Schäden an den Bienen feststellen können."

Schäden durch Varroa in diesem Jahr früher

Bienen mit verkrüppelten Flügeln oder verkürztem Hinterleib sind alarmierende Warnhinweise für Bienenhalter. Schäden durch die Varroa-Milbe kommen in diesem Jahr früher als sonst, sagt Dr. Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim.
"Wir haben dieses Jahr eben Ende Mai, Anfang Juni bereits Bienenvölker gesehen mit geschädigten Bienen. Und das heißt, dass hier eigentlich die Schadensschwelle bereits jetzt erreicht ist. Wir gehen davon aus, dass wir im Grunde jetzt im Zustand sind, was den Varroa-Befall betrifft, den wir sonst erst in sechs Wochen erreichen würden."
Dadurch, dass es dieses Jahr praktisch keinen Winter gab, ist die Natur im Frühjahr gut aus den Startblöcken gekommen: Die Pflanzen blühten früh, auch die Bienen fanden gute Bedingungen.
"Dieses Jahr hatten Völker zum Teil schon kurz nach Weihnachten angefangen, zu brüten, sprich: Auch die Varroa-Milbe konnte sich schon vermehren. Und wir haben zumindest etliche Völker, wo wir bereits im Juni gesehen haben, dass geschädigte Bienen aufgetreten sind, die definitiv dem Varroa-Befall zuzuordnen sind. Und da muss man rechtzeitig gegensteuern. Wir werden dieses Jahr einfach mehr Probleme haben. Die Befürchtung ist, dass wir Völkerverluste eventuell im Herbst haben, weil doch nicht alle Imker den Varroa-Befall rechtzeitig bemerken, und dass auch ein Teil der Völker einfach geschwächt ist."
Die Imker müssen in diesem Jahr schon jetzt genau hinschauen und schwachen Völkern helfen, auch wenn die Honigernte noch läuft, sagt Rosenkranz.
"Wir empfehlen dann normalerweise Ende Juli, Anfang August spätestens eine Ameisensäurebekämpfung. Ameisensäure ist natürlich Bestandteil des Honigs, das heißt, man hat dann auch keine Gefahr für die Kontamination von Bienenprodukten, die verdunstet und tötet die Milben ab. Nicht zu 100 Prozent, aber doch so, dass eben der größte Teil der Milben weg ist, und das kann man zum Beispiel jetzt schon vorziehen."
So macht es auch Friedel Mirbach. Seine 70 Völker sind auch in diesem Jahr von dem Parasiten verschont geblieben. Außerdem nimmt der Imker den Milben einen Teil ihrer Brutplätze: Die Drohnenbrut. Ein Volk produziert viel mehr Drohnen als für die Befruchtung nötig sind. Gleichzeitig finden die Milben diese Waben besonders attraktiv, weil die Drohnen länger brauchen, um sich zu entwickeln und damit auch die Milben mehr Zeit zur Fortpflanzung im Schutze der Wabe haben. Mirbach entfernt regelmäßig Drohnenwaben mitsamt den Milben aus seinen Völkern.
"Ich möchte jetzt die Wabe bienenfrei machen, damit wir halt diese Drohnenwabe schneiden können."

Reduzierung der Varroa auf natürliche Weise

Friedel Mirbach schlägt an die Wabe. Die Arbeiterinnen fliegen auf und verkriechen sich im Stock. Der Imker zückt sein
"So, jetzt machen wir den Rahmen wieder frei, dass die Bienen wieder bauen können. Das macht man eben bis in den Juli, bis Ende Juli halten sich die Bienenvölker meistens noch Drohnen, jetzt haben wir wieder einen leeren Rahmen. Und wir haben eben auf der anderen Seite eine Reduzierung der Varroa auf natürliche Weise, ohne dass wir jetzt Chemie einsetzen mussten."

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